Claudia Eck

 



Start

Bilder

Vita

Texte

   1. Katalog
   2. Katalog


Aktuell

Kontakt

Impressum

Rede von Prof. Dr. Günter Zehnder
zur Ausstellung »Farbraum und Farbrhythmus«


»Der erste Eindruck ist oft der einer Signalwirkung. Unsere Neugier, die wir diesen Farben, diesen Formen, diesen Bildern entgegenbringen, entspricht der kreativen Neugier, dem kreativen ständig neuen Versuch, der Künstlerin sich irgendetwas anzunähern, was im Kopf ist, was vorschwebt, was im Gefühl ist, Farbe, Formen,
und das Lustgefühl, was uns überkommt, wenn wir solche Bilder sehen, wir Spaß haben sie zu studieren oder sogar noch größeren Spaß hätten, sie mitzunehmen,
sie auf ewig bei uns zu haben, dieses Lustgefühl, das entspricht ein Stück weit auch dem Malakt, den die Künstlerin selbst vorher durchgeführt hat.

Wir sehen zwei verschiedene Welten, zwar dieselbe HanSpiegelung 2dschrift auch dieselbe Schöpferin, aber es sind zwei verschiedene Kunstwelten, behaupte ich. Diese Bilder, »Spiegelungen 1- 4«  von 1995, (siehe Debütantenkatalog, 1999), sind eine ganz eigenartige, noch nie gesehene, prismatische Bilderwelt. Was sieht man?  Der Begriff Prismen ist gerade schon gefallen. Das sind die durch die gegenläufigen Diagonalbalken gebildeten Rauten, die Prismenstruktur bekommen, oder Pastillen. Man sieht Kreise, man sieht auch Halbkreise, Kreise, die offensichtlich verschwinden, man sieht vegetabile Formen, Formen, die an Blätter, Pflanzen, Sprießendes, Aufwallendes erinnern. Man sieht ganz helle Farben, selbst ein Violett, ein Blau ist noch voller Leuchten, man sieht Gelb- und Blautöne und generell ein Leuchten, eigentlich in allen Bildern, die hier im Raume hängen. Man assoziiert beim Betrachten dieser Bilder ganz spontan, ohne dass man Wissen angehäuft hat, Freude, man assoziiert Lust, Harmonie, man denkt an Sommer, Frühling und, das will ich hier an der Stelle schon einmal sagen, aus meiner Sicht ist es eine sehr feminine, offene und auch offenherzige Kunst.  


Punkte

Diese Bilder »Punkte 1- 3«, »Punkte 11«, auch aus 1995, zeigen eigentlich nicht sehr viel, wenn Sie so wollen. Sie zeigen Kreise, unterschiedlich große und farbige, unterschiedlich viele oder wenige, sie zeigen Flächen, weiße und blaue oder grüne und graue, und sie zeigen Streifen. Das ist ein Spiel von ganz reduzierter Flächigkeit, im Verhältnis zueinander, und von Farben. Was hier zunächst einmal,das könnte manchem ja einfallen, wie Tapete aussieht, ist Teil, ist Ausdruck eines schier unendlichen Systems, das sich dahinter verbirgt. Denn wenn Sie sich das einmal anschauen, selbst wir könnten jetzt spielend Hunderte von neuen Möglichkeiten in dieser Systematik erfinden, und wie viel mehr kann das eine Künstlerin, die das für sich entwickelt und daraus eine geheimnisvolle Systematik gemacht hat. Das erschließt sich ja nicht von selbst auf den ersten Blick, da ist kein System erkennbar, kein numerisches ablaufendes System ,sondern dahinter steckt eine künstlerische Willkür, spontane Entscheidungskraft, die immer das Geheimnis der Künstlerin bleiben muss.
    
Heute, gerade auch im Rheinland, auch hier in Köln, und dies beweisen vor allen Dingen die vielen Ausstellungen und die Messen immer wieder aufs Neue, ist die Art und Weise mit Mustern, mit Ornamenten, mit Pattern zu malen, das ist aus dem Amerikanischen und sehr aktuell. Es ist eine sehr zeitgenössische Formensprache, die nicht mehr abbildet und die sich nicht mehr in die unverbindliche Abstraktion flüchtet, sondern die versucht, Muster in eine neue Systematik einzuschweißen und mit diesen Mustern auch Dinge zu erzählen und Gefühle auszudrücken. Das konstruktive Element und die Verbindung von spontanem Malen findet gerade in dieser Ausdrucksweise zur Zeit eine sehr weltweite zeitgenössische  Ausdrucksform.

Bei den Bildern » Klang 1 - 4«, und » Klang 5«, das ist ein mehrfarbiges Bild, geht
es darum, gewissermaßen die chromatische Kraft der Farbe auszuprobieren, im Wechsel zu immer den gleichen Oberflächenstrukturen. Da hat sie freilich Folien
oder Rundformen als Vorlage benutzt. Da geht es nicht um das freie Malen, sondern da geht es um die Farbstudie, es geht um den gleichen Formenschatz, immer den gleichen Formenschatz der sechs Farbkreise an der Oberfläche. Diese Studien zu Kraft von Form und Farbe, und das ist das Wichtige, Farbe, ist nicht rein chromatisch. Das Bild »Klang 5«  zieht die Summe dieser verschiedenen Farben in einer sehr interessanten und auch schönen  Zusammenstellung.

Ich komme zum Schluss. Die Erfahrung der 95er Bilder, der gerade eben geschilder-
ten, die freie Malerei und die Botschaft, dass man Verwandlungen durchführen muss in seinem Malprozess, werden zusammengefasst im letzten Bild, das Signalbild »Spiel«. Wenn Sie sich das Bild anschauen, dann sprudelt es. Von unten kommen
die Rundformen nach oben, es sind die Diagonalformen da, die uns aus dem Bild in den Raum hinein führen. Es ist voller Lebendigkeit, voller ruhiger Statik und trotzdem voller Bewegung, die von unten in die Vertikale geht und das andere geht in die Horizontale. Zusammen gesehen  ist es ein ausgewogenes System. Spiel und Ordnung ist da enthalten, Dynamik, ein Vor und Zurück, die Fläche und der Raum, man kann in das Bild tief hinein treten, es erinnert uns an den Flug von Bällen oder den Windtrieb von Seifenblasen, vieles kann man von diesem  Bild  träumerisch, von konstruktiven Bildern träumerisch assoziieren. 

Ein letztes Wort zum Stil. Manches habe ich schon als Assoziation hier genannt. Minimal Art fällt einem ein, Pop Art natürlich, amerikanische Pop Art vor allen Dingen, aber auch Op Art. Dann die Abstrakten der Pariser Schule, Herbin etwa, aus den 50er Jahren, oder auch die Rheinländer wie Breuer, Leo Breuer aus Bonn, oder Albers,
die sich ganz sicherlich nicht kennen, die aber in ähnliche Richtung gearbeitet und andere Lösungen  gefunden haben, sich aber im Stilzusammenhang mit Ihrem durchaus berühren, und den Stil würde ich bezeichnen als konkret konstruktiv.
Ein Stil, der neue Welten schafft, das ist das Konkrete daran und das Konstruktive
ist eben all das Elementare, was ich versucht habe, Ihnen deutlich zu machen.
Die Botschaft dieser Bilder ist Phantasie und Experiment, führen, wenn es eine Künstlerin richtig in die Hand nimmt, zu einer Systematik, die unendlich wirkt.
Risiko und Erfahrung gehören dazu, und das Ergebnis von all dem ist ein Gefühl für Kreativität. Die Bilder strömen aus auf uns und sie fangen uns ein, und die Farbenlust ist absolut optimistisch und ein Symbol für Lebenslust.«




 Textauszüge der Rede von Herrn Prof. Dr. Günter Zehnder
 zur Ausstellung »Farbraum und Farbrhythmus« am 2.4.2001 in Köln
  
 Abbildungen zum Text:
 S.4: »Spiegelung 2«, 1995, Acryl auf Leinwand, 130 x 100 cm
 S.5: »Punkte 1 - 3«, 1995, Acryl auf Leinwand, 3 x 40 x 50 cm